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B. K. S. Iyengar, der Guru, der Yoga für immer verändert hat

B. K. S. Iyengar, der Guru, der Yoga für immer verändert hat

“Yoga is a light, which once lit will never dim. The better your practice, the brighter the flame.”
B. K. S. Iyengar

Jedes Jahr am 14. Dezember hält die Iyengar-Gemeinschaft weltweit inne, um den Geburtstag eines Lehrers zu würdigen, dessen Einfluss weit über die Yogamatte hinausreicht. Bellur Krishnamachar Sundararaja Iyengar (1918–2014) hat nicht nur eine der am weitesten verbreiteten Formen des modernen Yoga begründet. Er schuf eine Methode zur Erforschung des menschlichen Körpers, des Atems, des Geistes und der Ethik, die bis heute prägt, wie Yoga gelehrt, verstanden und gelebt wird.

Sein Vermächtnis ist nicht nur in Büchern oder Zertifikaten festgehalten, sondern in jeder präzise ausgerichteten Asana, in jedem Moment konzentrierter Aufmerksamkeit und in jeder Praktizierenden und jedem Praktizierenden, die auch dann weitermachen, wenn die Praxis nicht leicht ist.

Von fragilen Anfängen zu einem Weg der Erforschung

Iyengar wurde 1918 in Bellur, Indien, in einer Zeit von Mangel und gesellschaftlichen Einschränkungen geboren. Seine Kindheit war von Krankheit geprägt. Malaria, Typhus und Tuberkulose hinterließen einen geschwächten Körper und eine unsichere Gesundheit. Als Kind zeigte er keine Anzeichen eines zukünftigen „Yoga-Meisters.” Ganz im Gegenteil.

Yoga war für ihn zunächst keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit. In seiner Jugend wurde er zu seinem Schwager und Guru T. Krishnamacharya geschickt, um den Körper durch Praxis zu stärken. Der Anfang war nicht leicht. Er war fordernd, streng und oft schmerzhaft. Doch genau diese Erfahrung formte eine grundlegende Eigenschaft, die Iyengar sein Leben lang begleitete: Ausdauer.

Sein Ausgangspunkt war kein idealer Körper, sondern ein realer Körper mit Einschränkungen. Und gerade deshalb wurde sein Yoga später zu einem Yoga für wirkliche Menschen.

Jeden Tag auf der Matte, ohne Ausnahme

Iyengar betonte häufig, dass seine Autorität nicht aus Talent oder Charisma entstand, sondern aus der täglichen Praxis. Er übte jeden Tag. Nicht gelegentlich, nicht saisonal, sondern konsequent. Selbst in seinen späteren Jahren, als er bereits als weltweite Autorität galt, praktizierte er täglich mehrere Stunden.

Seine Praxis war keine Wiederholung des Bekannten. Sie war Forschung.
Er übte Asanas über Jahrzehnte hinweg, scheinbar gleich, doch nie gleich im Erleben. Jeden Tag überprüfte er aufs Neue:

  • die Ausrichtung,
  • die Bewegungsrichtung,
  • die Arbeit von Füßen, Beinen und Wirbelsäule,
  • die Wirkung auf den Atem,
  • den Einfluss auf den Geist.

Die Praxis war für ihn ein Labor, in dem der Körper Fragen stellte und Yoga Antworten gab.

Praxis als persönlicher Dialog mit dem Körper

Iyengar glaubte nicht an universelle Rezepte. Seine eigene Praxis veränderte sich im Laufe der Jahrzehnte. Nach Verletzungen, durch Schmerzen und mit dem Älterwerden des Körpers gab er die Praxis nicht auf. Stattdessen gestaltete er sie neu.

Aus diesen Anpassungen entstanden therapeutische Variationen und der systematische Einsatz von Hilfsmitteln, die heute zu den bekanntesten Merkmalen des Iyengar Yoga zählen.

Klötze, Gurte, Bolster, Decken, Stühle und Wandseile sind keine Abkürzungen. Sie sind Brücken. Sie ermöglichen, dass die Praxis:

  • sicher bleibt,
  • zugänglich wird,
  • sich ohne Zwang vertieft.

Iyengar war überzeugt, dass Yoga nicht ausschließen darf. Im Gegenteil, seine Aufgabe ist es, einen Weg zu jedem Körper zu finden.

Präzision als Weg zur Freiheit

Iyengar Yoga wird oft als streng oder starr missverstanden. Doch Iyengar lehrte, dass Präzision nicht das Ziel, sondern das Mittel ist. Durch die richtige Ausrichtung schaffen wir Bedingungen, unter denen sich der Körper lösen kann, der Atem sich vertieft und der Geist zur Ruhe kommt.

Freiheit war für Iyengar weder spontan noch chaotisch. Sie wurde aufgebaut.
Aufgebaut auf:

  • Klarheit,
  • Wiederholung,
  • Geduld,
  • Disziplin.

Wenn die Struktur stabil ist, können Leichtigkeit und Stille entstehen.

Ein Lehrer, der nie aufhörte, Schüler zu sein

Eine seiner tiefsten Eigenschaften war die Bereitschaft, ein Leben lang Schüler zu bleiben. Trotz weltweiter Anerkennung sprach er nie von einer „erreichten Yoga-Praxis.” Er sprach von einem Prozess.

Auch beim Unterrichten blieb er lernend. Er beobachtete die Körper seiner Schüler, ihre Begrenzungen, Ängste und Potenziale. Er betonte oft, dass ein Lehrer, der nicht beobachtet, nicht lehrt.

Er verstand jeden Körper als Lehrbuch. Jede Praxis als eine Gelegenheit zu lernen.

Strenge Liebe zur Praxis

Iyengar war kein Lehrer, der nach Beliebtheit strebte. Seine Strenge war kein Ausdruck von Ego, sondern von tiefem Respekt vor Yoga. Er lehnte Oberflächlichkeit, Spektakel und schnelle Ergebnisse ab.

Für ihn war Yoga eine ethische Disziplin. Ein Lehrer muss den Schüler schützen, nicht zur Schau stellen. Die Praxis muss stärken, nicht verletzen. Fortschritt ohne Verständnis hatte für ihn keinen Wert.

Asana als Tor, nicht als Ziel

Obwohl er vor allem für seine Arbeit mit Asanas bekannt ist, verstand Iyengar sie nie als Endziel. Die Asana war ein Werkzeug, ein Mittel, um die Wahrnehmung zu schärfen und Körper und Geist auf die tieferen Ebenen des Yoga vorzubereiten.

Deshalb bestand er auf den Grundlagen. Auf den stehenden Haltungen. Auf den Details von Füßen, Knien, Becken und Wirbelsäule. Nicht weil sie einfach sind, sondern weil sie das Fundament von allem anderen bilden.

Yoga als Teil des Alltags

Iyengar trennte Yoga nicht vom Leben. Seiner Ansicht nach endet Yoga nicht, wenn wir die Matte verlassen. Es zeigt sich darin, wie wir stehen, wie wir sitzen, wie wir atmen und wie wir auf Stress und Beziehungen reagieren.

Light on Yoga wurde zu einem Klassiker, nicht weil es perfekte Haltungen versprach, sondern weil es zu Disziplin, Praxis und Verantwortung sich selbst gegenüber einlud.

Parampara, eine lebendige Tradition

Iyengars Vermächtnis lebt in der Parampara, der ununterbrochenen Weitergabe von Wissen. Sein Werk wird heute von seiner Familie in Pune und von tausenden zertifizierten Lehrern weltweit fortgeführt. Wissen wird nicht nur durch Worte vermittelt, sondern durch Beobachtung, direkte Erfahrung, langjährige Praxis und die Ethik des Unterrichtens.

Warum Iyengar heute wichtig ist

In einer Zeit von schnellen Lösungen, oberflächlichen Trends und ständiger Reizüberflutung bietet Iyengar Yoga etwas Seltenes: Zeit. Zeit zum Lernen, zum Fehler machen und zum Wiederholen. Es verspricht keine sofortigen Veränderungen, sondern eine schrittweise und nachhaltige Wandlung. Es lehrt Geduld, Respekt vor Grenzen und den Mut zum Dranbleiben, auch wenn die Praxis unangenehm ist.

An seinem Geburtstag

Am Geburtstag von B. K. S. Iyengar erinnern wir uns nicht nur an den Menschen, sondern an eine Haltung zum Leben. Jedes Mal, wenn wir den Fuß präzise ausrichten, den Atem verlängern oder uns die Unterstützung eines Hilfsmittels erlauben, führen wir sein Werk fort. Es ist eine Praxis, die keine Abkürzungen sucht, eine Praxis, die bleibt, eine Praxis, die lebt.

Diese Sicht auf die Praxis überträgt sich leise in alltägliche Entscheidungen, in die Arbeit mit Menschen und in die Beziehung zu einem sich verändernden Körper. Genau hier liegt sein größtes Vermächtnis. Nicht in einem System, sondern in einer Haltung. Einer Haltung, die keine perfekten Bedingungen verlangt und nicht auf den richtigen Moment wartet. Sie funktioniert auch dann, wenn der Tag kurz ist, der Körper müde und die Praxis reduziert.

Es gibt Raum für Zweifel, Fehler und Wiederholung, ohne das Gefühl von Versagen. Sie ist nicht laut und nicht spektakulär, aber zuverlässig. Mit der Zeit formt sie, wie wir in die Praxis eintreten und wie wir aus ihr zurück in die Welt gehen. Mit den Jahren wird weniger wichtig, was ich kann, und wichtiger, wie ich mich dem nähere, was ich noch nicht kann.

Seine Lehre hat mich gelehrt, dass Ausdauer nicht Kraft, sondern Zuhören bedeutet. Dass Präzision keine Einschränkung, sondern eine Unterstützung ist. Und dass wir uns in der Praxis Hilfe erlauben dürfen, sei es durch einen Lehrer, ein Hilfsmittel oder einen einfachen Moment der Stille.

An seinem Geburtstag empfinde ich vor allem Dankbarkeit. Für einen Weg, der keine schnellen Antworten verspricht, sondern uns lehrt, zu bleiben. Auf der Matte und darüber hinaus.

Dies ist ein Vermächtnis, das ich jeden Tag in der Praxis lebe.

 
 
 
 

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