Am ersten Oktoberwochenende füllte sich Ljubljana erneut mit der Energie der Iyengar-Yoga-Gemeinschaft. Vom 3. bis 5. Oktober versammelten wir uns im Sati Yoga Center, geführt von Gabriella Giubilaro, deren Wärme, Klarheit und Humor ihre Präsenz immer wie ein Nachhausekommen erscheinen lassen – auf die Matte, in den Körper und in die tiefere Essenz des Yoga.
Der Workshop wurde mit Liebe und Hingabe von der Iyengar Yoga Vereinigung Sloweniens organisiert, die seit vielen Jahren Lehrer*innen und Praktizierende im ganzen Land verbindet und dafür sorgt, dass die Lehren von B.K.S. Iyengar lebendig, authentisch und zugänglich bleiben.
Während dieser drei Tage erforschten wir den Raum – nicht nur als physische Dimension, sondern als heilende Qualität. Gabriella erinnerte uns an die Worte von Guruji B.K.S. Iyengar: „Raum ist heilend.“ Und ja, wir konnten es spüren. Während der Körper sich öffnete, weicher und ausgerichteter wurde, geschah eine subtile Veränderung – Spannungen lösten sich, der Atem wurde tiefer, und die Stille klarer.
Jede Stunde mit Gabriella war mehr als nur eine Praxis; sie war ein Dialog zwischen Bewusstheit und Handlung, zwischen Disziplin und Anmut.
Über Gabriella
Gabriella Giubilaro gehört zu den angesehensten Senior-Lehrerinnen des Iyengar Yoga weltweit. Sie ist bekannt für ihre dynamische Art zu lehren, ihr präzises Auge und ihren herzlichen Humor. Sie hat die besondere Gabe, Schüler*innen genau dort abzuholen, wo sie sich befinden, und sie mit Klarheit und Mitgefühl zu ihrem vollen Potenzial zu führen.
Ihr Unterricht verbindet italienische Wärme und Lebendigkeit mit der Präzision und Tiefe ihres wissenschaftlichen Hintergrunds. Gabriella begann ihre Yogapraxis 1973 in Florenz. Nach ihrem Doktorat in Physik widmete sie ihr Leben vollständig dem Studium und der Lehre des Yoga in der Tradition von B.K.S. Iyengar. Seit 1983 studiert sie regelmäßig bei der Familie Iyengar in Pune, und seit 1987 unterrichtet sie in ihrem eigenen Studio in Florenz sowie in Workshops in Europa und den USA.
Freitag – Raum für den Atem schaffen
Am Freitag begannen wir mit der Öffnung des oberen Körperbereichs – Brustkorb, Schultern und Zwerchfell – um Raum zu schaffen, damit der Atem frei fließen konnte. Gabriella erinnerte uns an Guruji’s Worte: „Raum ist heilend.“ Und tatsächlich, man konnte es spüren. Mit jeder Bewegung hoben sich die Rippen, die Lungen dehnten sich, und der Körper fühlte sich leichter an.
Ein wichtiger Teil der Stunde war der Fokus auf die Füße – wie man das Gewicht gleichmäßig verteilt und Balance von unten nach oben aufbaut. Wie Gabriella erklärte, sind die Füße die Grundlage aller stehenden Haltungen; wenn die Basis stabil ist, kann der Rest des Körpers sich mühelos erheben.
Wir beendeten den Tag in Swastikasana, mit Viloma Pranayama. Nach all der Öffnung und Bewegung fühlte sich die Stille weit an – als ob der Atem selbst uns unterrichten würde.
Samstag – Erdung durch Stärke und Ausrichtung
Der Samstag brachte eine andere Qualität – mehr Erdung, mehr Feuer. Stehhaltungen forderten unsere Stabilität und Präzision, während Vorwärtsbeugen zur inneren Einkehr einluden. Gabriellas wachsamer Blick bemerkte jedes Detail: die Richtung des Oberschenkels, das Heben des Brustbeins, die Bewusstheit in jeder Handlung.
Ein zentrales Thema zog sich durch den Tag – Raum im Bereich des Steißbeins schaffen. Dieses Bewusstsein begleite uns von einer Asana zur nächsten: von Vrksasana zu Virabhadrasana I, bis hin zu Sirsasana und Sarvangasana. Wir erforschten, wie man Weichheit in den Gesäßmuskeln bewahren kann, während man Länge und Leichtigkeit im Kreuzbeinbereich erhält. Diese subtile Wahrnehmung verwandelte Stabilität in Weite und Leichtigkeit.
Nach der Praxis sahen wir gemeinsam mit Gabriella eine Aufnahme von Guruji B.K.S. Iyengar aus seinen späteren Jahren – eine berührende Erinnerung daran, dass das Wesen des Yoga zeitlos ist und dass das Lernen niemals aufhört.
Sonntag – Integration, Rückbeugen und Geschichten der Hingabe
Am Sonntag fügte sich alles zusammen. Wir praktizierten Rückbeugen wie Urdhva Mukha Svanasana, behielten dabei dieselbe Achtsamkeit im Bereich des Steißbeins und schufen dort Raum. Die Sequenz war dynamisch und zugleich ausgewogen – genau richtig für einen Sonntagmorgen.
Gabriella teilte auch Geschichten aus ihrer Zeit mit Guruji. Eine davon blieb besonders hängen: Sie erzählte, dass sie sich oft fragte, warum sie so viel geben könne, wenn sie vor ihrem Lehrer stand – bis an ihre Grenzen – aber nicht immer dasselbe, wenn sie allein übte. Sie erkannte, dass die Grenze zwischen diesen beiden Zuständen – zwischen innerer und äußerer Motivation – sehr fein ist. Ein schöner Hinweis darauf, dass Yoga uns lehrt, dieselbe Aufrichtigkeit und Hingabe mitzubringen – egal, ob wir vor einem Lehrer stehen oder in der Stille unserer eigenen Praxis.
Was mich an Gabriella immer wieder beeindruckt, ist ihre Fähigkeit zu sehen. Nicht nur die äußere Ausrichtung, sondern die feinen Muster, die Ängste und Widerstände, die beeinflussen, wie wir uns bewegen und atmen. Mit nur wenigen präzisen Worten kann sie unsere Wahrnehmung einer Haltung vollkommen verändern. Plötzlich öffnet sich Raum – nicht nur im Körper, sondern auch im Geist.
Ihr Unterricht ist zugleich streng und mitfühlend. In einem Moment fordert sie dich heraus, eine Haltung länger zu halten; im nächsten bringt sie mit einem Witz den ganzen Raum zum Lachen, und im Lachen wird der Körper weich. Es gibt keine Dogmen, keine Schwere – nur tiefen Respekt für die Praxis und die Intelligenz des Lebens.
Während dieser drei Tage wurde das Sati Yoga Center zu mehr als einem Übungsraum – es wurde zu einem lebendigen Labor des Bewusstseins. Die Matten lagen dicht beieinander, und doch bewegte sich jede*r in einem eigenen Universum aus Atem und Erfahrung. Am Ende des Workshops war die Veränderung spürbar: Körper leichter, Geist stiller, Herz offener.
In solchen Momenten wird mir bewusst, warum wir Yoga einen Lebensweg nennen. Ganz gleich, wie viele Jahre wir lehren oder praktizieren, es gibt immer eine weitere Schicht zu entdecken, eine neue Tiefe zu erforschen. Und eine Lehrerin wie Gabriella zu haben – jemand, der die Weisheit der Iyengar-Tradition mit Echtheit, Präzision und Freude verkörpert – ist ein echtes Geschenk.
Als der Workshop zu Ende ging, verweilten wir noch einige Augenblicke in Stille. In der Luft lag eine tiefe Dankbarkeit – gegenüber Gabriella, die mit ihrer Präsenz immer wieder Raum für Lernen und Verstehen öffnet; gegenüber dem Sati Yoga Center, das uns so herzlich aufgenommen hat; und gegenüber der Gemeinschaft, die wir gemeinsam erschaffen, jedes Mal, wenn wir uns auf der Matte begegnen.
Jede*r von uns ging mit etwas mehr Raum – im Körper, im Atem und im Herzen.
Und vielleicht ist es genau das, was Iyengar Yoga uns immer wieder lehrt: dass wahre Veränderung geschieht, wenn wir in uns selbst Raum schaffen, einen Raum, in dem sich Leben und Atem wieder begegnen.